New York Vendée: Boris Herrmann wird zum Herr der Winde

Gut elf Tage nach dem Aufbruch in New York ist Boris Herrmann heute an der französischen Atlantikküste eingetroffen. Er hat mehr als 4.000 Seemeilen zurückgelegt. Es ist der Abschluss eines äußerst ereignisreichen Rennens. Anfangs lief für den Skipper alles nach Plan. Am sechsten Tag der Regatta lag er fast gleichauf mit dem führenden Charlie Dalin von MACIF Santé Prévoyance auf Platz zwei. Es zeichnete sich ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den beiden ab; die anderen Konkurrenten schienen abgeschlagen.

Was folgte, sorgte in der IMOCA-Szene für einigen Gesprächsstoff: Der Team-Malizia-Segler drehte nach Norden ab, letztlich bis auf 300 Seemeilen an Grönland heran, während Dalin weiter nach Osten segelte. Keiner der anderen 29 Teilnehmer folgte Herrmanns Entscheidung – doch sie war gut überlegt. Er analysierte akribisch die Wetterdaten und entschied sich für die längere, dank günstiger Winde aber schneller zu befahrende Nordroute. „Für mich war es kein Glücksspiel. Ich habe mit den verfügbaren Daten die bestmögliche Entscheidung getroffen“, erklärte der Skipper.


Allerdings machte sich die Entscheidung anfangs nicht bezahlt. Herrmann hing an der westlichen Seite eines unerwartet großen Hochdruckgebiets fest und hatte mit leichten Winden zu kämpfen. Dadurch fiel er zwischenzeitlich auf den elften Rang zurück. Die sportlichen Schwierigkeiten hielten ihn aber nicht davon ab, die Zeit im Nordatlantik zu genießen: „Die Atmosphäre in den hohen Breitengraden ist sehr besonders. Es ist so ruhig, so still, man sieht nichts und niemanden – kein Boot, kein Schiff, nur leider auch sehr wenig Meeresleben, kaum Vögel.“


Der Mut und die Geduld des Seglers trugen letztlich Früchte, als er schließlich die östliche Seite des Hochdruckgebiets erreichte. Fortan profitierte er von den erhofften sehr günstigen Nordwestwinden, die ihn schließlich ans Ziel trugen. Der Hamburger war mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 15,76 Knoten der Schnellste in der Flotte, erreichte Spitzen von 25 Knoten und war damit zeitweise doppelt so schnell wie seine Konkurrenten. Diese mussten sich in der Zwischenzeit mit wechselhaften, oftmals eher leichten, manchmal zu starken Winden und komplizierten Wetterbedingungen auseinandersetzen. „Ich wollte unbedingt vor dem Wind segeln und den Norden mit seinen Übergängen erleben. Das hat sehr gut funktioniert“, resümierte Herrmann.


So konnte er massiv aufholen und alle anderen Teilnehmer mit Ausnahme von Charlie Dalin hinter sich lassen. Damit beendete der Skipper von Team Malizia nach dem Transat CIC erneut ein Transatlantikrennen auf dem zweiten Platz. Insofern meisterte er die Generalprobe für die bevorstehende Vendée Globe mit Bravour. Die Solo-Weltumseglung startet im November. Interessierte können dieses Abenteuer wieder über den Race Tracker von Team Malizia mitverfolgen:
https://www.team-malizia.com/live

Aktuellste Artikel

NEU!

Lesen Sie jetzt den neuen Newsflash 5/2025: SCHÜTZ und GIE gründen Joint Venture